Kostüme bekommen Beine

Zu Fuß und per Transporter erreichen die Kostüme den Domplatz

Jede Menge Mäntel, Jacken, Hosen, Blusen, Kleider, Röcke und Schuhe wurden heute per Transporter auf das Festspielgelände gebracht. Doch für ein ganz besonderes Kostüm war auf der Ladefläche kein Platz mehr.

Eine etwa drei Meter große, schaurig-schöne Figur wanderte zu Fuß vom Theater zum Festspielgelände auf dem Domplatz. Sie stellt zwei Traumgestalten in einer dar. Zum einen den Geist von Fruma-Sara, der ersten Frau von Lazar Wolf, und zum anderen Oma Zeitel, die ebenfalls verstorbene Großmutter von Golde. Beide erscheinen Tevje in einem Traum und bestärken den Heiratswunsch seiner Tochter Zeitel.

In den Werkstätten des Theaters Erfurt haben viele fleißige Hände an dieser abstrakten Figur gearbeitet. Es wurde geschneidert, drapiert, geklebt, gerüscht, gebastelt, gemalt und immer wieder anprobiert und geändert. Nach etwa vier Wochen war es geschafft. Gudrun Schade, die als Oma Zeitel und Fruma-Sara auch die Heiratsvermittlerin Jente spielt, schlüpft bei allen 20 Vorstellungen von Anatevka in das Kostüm der Geisterfigur und trägt dabei rund 20 Kilogramm als eine Art Rucksack auf ihren Schultern.

Die Idee zu dieser abstrakten Geisterfigur hatten die Kostümbildnerin Jula Reindell und der Regisseur Ulrich Wiggers. Die Unterkonstruktion lieferte die Schlosserei. Stoffe, Farben, Arme und Beine kamen aus der Kostümabteilung mit Hutmacherei, Schneiderei und Theaterplastik. Und der überdimensionale Kopf mit seiner ausdrucksstarken Fratze wurde von der Maske angefertigt.

Wir freuen uns schon auf den Moment, wenn Fruma-Sara die Domstufen betritt.

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Foto: Steffi Becker